Samstag, 13. Juli 2013

Warum eine PKW-Autobahnmaut nicht gut ist

Eine Autobahnmaut für PKW in Deutschland ist nicht zweckmäßig. Vorneweg: Für eine PKW-Maut kommt aus praktischen Gründen nur ein Plakettensystem in Frage, denn sowohl eine On Bord Unit (zu Teuer, problematisch bzgl. Privatsphäre) als auch das alternative Fahrkaartensystem (zu kompliziert, unzumutbar) kommt nicht in Frage. Und das Mautstationen wie in Italien oder Frankreich aufgebaut werden kann ich mir nicht vorstellen, noch war es Teil der Diskussion. Also zu den Folgen der Maut als Plakette:


Eine Maut nur für Ausländer ist mit EU-Gesetzen höchstwahrscheinlich nicht zulässig. Das war ja die Grundidee vom Ramsauer, Ausländer sollten Bezahlen, die Deutschen zahlen ja bereits über diverse Steuern, und im Urlaub werden die Deutschen ja auch "abgezockt". Direkt könnte man die Maut also nicht einführen, aber man könnte die KFZ-Steuer um den Beitrag der Maut senken. Hier gibt es aber ein Problem: Einerseits fahren anteilig relativ wenig Ausländer (~5%) auf deutschen Autobahnen und andererseits hat ein Plakettensystem eigene Verwaltungskosten.
Daraus folgt: Selbst wenn alle Deutschen sich die Plakette zu ihrem Auto kaufen würden, selbst dann wäre es schwer die Kosten wieder reinzuholen.

Aber es werden sich nicht alle Deutschen eine Plakette kaufen. Viele Deutsche Autofahrer fahren schon jetzt nicht (sehr selten) auf Autobahnen. Diese zahlen im Moment die volle KfZ-Steuer (kaufen die Plakette quasi mit) die werden es in Zukunft sein lassen.

Aber noch schlimmer: Es kommt zu einer Verhaltensänderung. Manche zusätzliche Autofahrer die nicht in die gerade beschriebene Gruppe fallen, werden die Autobahn meiden. Mit zwei folgen: Weniger verkaufte Plaketten und mehr Verkehr auf den Landstraßen. Der Minderverkauf an Plaketten macht es zusätzlich schwerer (unter der Prämisse neue KFZ-Steuer + Plakette = alte KFZ-Steuer) mehreinnahmen zu erziehlen.

Fazit 1: Mit einer Maut welche die deutschen Autofahrer nicht mehr belastet, also mit einer Maut die nur so hoch ist wie die KFZ-Steuer abgesenkt wird kann der Staat keine Mehreinnahmen erziehlen.

Doch die Verhaltensänderung hat ja noch weitere Folgen: Es fahren mehr Leute auf Landstraßen und (falls man Stadtautobahnen auch bemautet) auf den Hauptstraßen. Dies hat mehrer Folgen:
  • Höherer Benzinverbrauch -> höherer CO2 Ausstoß, mehr Importe
  • mehr Unfalltote
  • mehr Staus
  • mehr Fahrzeit, sowohl für die Ausweichler als auch für die die jetzt Landstraßen fahren
  • mehr Lärmbelästigung von Anwohnern
  • mehr Kosten für den Staat, da Landstraßen schneller abnutzen
Fazit 2: Mehr gesellschaftliche Kosten, durch jeden einzelnen Punkt oben.

Endfazit: Wenn man den Autofaherer mehr belasten will, der Weg ist über den Spritpreis, wenn man ihn nicht mehr belasten will, dann soll man es lassen. Aber eine Maut ist weder klug (Autobahnverkehr ist der beste weg für Autofernverkehr) noch ist es möglich die Maut "belastungslos" einzuführen.

PS: Wenn man Ausländer die nach Deutschland kommen abkassieren will, warum hat man dann die MwSt auf Hotelübernachtungen abgesenkt?

Mit freundlichen Grüßen
Tim Leuther

10 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  2. Mailadd bitte wieder löschen, ich wollte nicht "anonym" auftreten.

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    1. Ahh, jetzt weiß ich woher das kommt.
      Sie haben Name/URL ausgesucht.
      URL steht aber für Internetadresse, nicht für eMail. Daher wurde das auch angezeigt.

      Ist nähmlich schon mal jemanden passiert, hab mich schon gewundert.

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  3. Hallo Herr Leuther,
    ich kann ihre Argumentation, es würde dann auf Nebenstraßen ausgewichen werden, beim besten Willen nicht nachvollziehen!
    Nennen Sie mir ein Land in Europa mit Autobahnmaut, in dem sich der Verkehr auf die nicht bemauteten Straßen verlagert hat.
    Sie werden mir keines nennen können!
    Alle Reisenden die die Autobahn benutzen, wollen rasch von A nach B gelangen und sich nicht für die Einsparung einen vergleichsweise geringen Betrages auf Bundes- und Landstraßen rumquälen.
    Und "es fahren anteilig relativ wenig Ausländer auf deutschen Autobhnen"!!
    Ich frage mich, ob Sie schon einmal eine deutsche Autobahn benutzt, bzw sich dort die Kennzeichen angesehen haben.
    Der Verwaltungsaufwand für eine Vignette nach schweizer Vorbild würde sich, wenn nicht Deutsch-üblich verwässert und aufgebläht (Stichwort Wechselkennzeichen), innerhalb kurzer Zeit amortisieren. Die Schweiz ist nach vielen Jahren Vignettenpflicht immer noch nicht pleite.
    Gruß aus dem Durchreiseland Südbaden ;-)

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    1. *Es gibt doch sogar bei den LKWs ausweichverkehr. Das wenn man in Frankreich ein Sparfuchs ist, auf den Landstraßen bummelt hab ich auch schon gehört.

      *Das mit den fremden Autos sind Statistiken, der subjektive Eindruck kann anders sein. Ich bin kein Vielfahrer, aber ab und zu bin ich auf der Autobahn. Fremde Kennzeichen springen einen ja mehr ins Auge. Die Quote ist aber tatsächlich klein. Südbaden mag eine Ausnahme sein. Aber da Deutschland ein großes Land ist, ist es statistische Logik das die Quote der ausländischen PKWs kleiner ist. Die Schweiz hat etwa so viele Einwohner wie ein deutsches Bundesland. Der Zusammenhang ist, das auf deutschen Autobahnen sicher viele Autos aus jeweils einem anderen Bundesländern fahren, aber da Deutschland groß ist, ist der Binnenanteil größer. Wenn man für jedes Fremde Bundesland eine eigene Vignette kaufen müsste, dann käme sicher viel Schotter zusammen. Kleine Länder sind hier bei der Wegelagerei klar im Vorteil. Die gesamte Schweiz ist Quasi wie Südbaden.

      * Zur Klarstellung: Das man mit einer Maut für Deutsche Geld einnehmen kann bezweifel ich nicht. Aber wenn man das Geld den Autofahern bei der KFZ-Steuer zurückgeben will, dann braucht man ja extra-viele Ausländer um das reinzuholen, da es bei deutschen ja ein Nullsummenspiel sein soll. Das ganze geht nicht auf.

      PS: Die Quote hab ich im Text mit einem Link versehen.

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  4. Hallo!
    Ich bin ein Ausländer, und kann nicht verstehen warum Sie Innenpolitik hier mischen.
    Für mich is es so dass ich bin in vielen Jahren in Deutschland als Turist gewesen, aber wenn Sie einem MAUT für PKW machen ich bezahle es un fahre durch Deutschland so fast wie möglich, ohne übernachtren, nicht da essen, nichts zu kaufen.
    Danach ich kaufe nicht Deutsche Autos oder andere Deutsche Güte.
    Ist dass was Horst Seehofer meint? gut für Deutschland und Bayern? Oder ist er nur ein Klown?

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    1. Boykottieren Sie berets im selben Maße Produkte und Dienstleistungen aus Österreich, Schweiz, Italien, Tschechien, Schweden, Frankreich, Spanien? Ich denke nicht. Wenn Sie nicht einsehen das es eine Ungerechtigkeit ist das einige Länder in Europa eine Maut erheben und andere nicht - dann kann ich ihn auch nicht weiter helfen.

      Mir wäre es lieber wenn sich alle Mautfreien Länder zusammenschließen und Maut nur von den anderen Fordern - mit der Einladung an die anderen sich dem Block der Mautfreien Staaten anzuschließen. Aber so etwas würde wohl noch mehr gegen europäisches Recht verstoßen wie andere Konzepte.

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  5. ich kann ihre Argumentation, es würde dann auf Nebenstraßen ausgewichen werden, beim besten Willen nicht nachvollziehen!
    Nennen Sie mir ein Land in Europa mit Autobahnmaut, in dem sich der Verkehr auf die nicht bemauteten Straßen verlagert hat.

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